Virus? Windows startet nicht mehr? - Wie setze ich meinen PC neu auf?

Andreas Brüggemann

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Der PC oder Laptop ist mit Schadsoftware infiziert? Oder startet das Gerät gar nicht mehr? Vielleicht ist das Betriebssystem veraltet oder einfach mittlerweile zu langsam geworden? Oder das Gerät ist neu, aber enthält schon vorinstallierte Software von Drittanbietern? In dieser Anleitung möchte ich erklären, was zu tun ist; Allgemein für die genannten Fälle und auch jeweils spezifisch auf die Einzelfälle bezogen.

Das Problem identifizieren.

Zunächst ist es wichtig, genau unter die Lupe zu nehmen, welche Probleme vorliegen und wie diese anzugehen sind.

Der Computer arbeitet langsam oder verhält sich merkwürdig

Dass Computer mit der Zeit langsamer werden, ist ein vollkommen normaler Effekt. Gründe sind beispielsweise das Alter des Gerätes, Probleme mit nicht mehr benötigten Installationen oder Programmen, welche zwar deinstalliert wurden, aber dabei nicht vollständig entfernt wurden und viele mehr. Jedoch ist ein drastischer Leistungsabfall auch häufig Indiz dafür, dass der Computer mit Schadsoftware befallen ist. Dem letzten Fall widmet sich hier ein eigenes Kapitel. Für die sonstigen natürlichen Erscheinungen gilt jedoch Folgendes: Eine Neuinstallation hinterlässt ein deutlich aufgeräumteres und damit auch schnelleres System. Auch ohne starke Leistungsprobleme kann dies oft eine gute Entscheidung sein. Die wiedergewonnene Effizienz überrascht häufig positiv.

Handelt es sich nicht um einen Befall mit Schadsoftware, so ist jedoch auch zu beachten, dass die Hardware mittlerweile einfach zu veraltet sein könnte. Werden als Speicher nur klassische Festplatten verwendet, so sollte man darauf achten, dass diese regelmäßig defragmentiert werden. Einen großen Leistungsschub erfährt man jedoch meist erst, wenn man den Computer mittels einer SSD ausbaut. Dies könnte sich abhängig von den Anschlussmöglichkeiten und vor allem bei Laptops schwierig gestalten. Hat man hier selbst keine Erfahrung, empfehle ich, fachlichen Rat einzuholen.

Um allgemein zu ermitteln, wodurch das Gerät ausgebremst wird, hilft es oft schon, den Task-Manager zu benutzen. Dieser findet sich unter Windows, indem man auf die Taskleiste rechtsklickt und dann den Task-Manager startet. Eventuell erst nach einem Klick auf "Mehr Details" findet sich ein Reiter "Leistung", in welchem schnell und leicht abzulesen ist, welche Komponenten besonders belastet und damit gegebenenfalls zu langsam sind. Im Reiter Prozesse findet man auch potentiell solche, welche im Hintergrund laufen und viel Leistung beanspruchen. Es könnte sich dabei potentiell um Schadsoftware handeln, aber häufig handelt es sich auch bei Prozessen mit merkwürdig scheinenden Namen um essentielle Windows-Prozesse. Zuletzt kann der Autostart genutzt werden, um potentiell nicht gebrauchte Programme zu deaktivieren. Dann starten sie beim Starten des Computers nicht mehr automatisch. Der Autostart befindet sich bei neueren Windows-Versionen im Task-Manager. Bei Älteren findet man ihn durch Windows-Taste + R, msconfig, Enter unter dem Reiter Systemstart.

Der Computer startet nicht

Hier ist zunächst zu unterscheiden, wieweit der Computer es schafft, hochzufahren. Piept der Computer beim Hochfahren öfter als einmal hintereinander, so liegt unabhängig von den folgenden Lösungsansätzen ein Problem vor, welches erkannt wurde und durch den gehörten Piepcode identifiziert werden kann. Aufschluss über die Codes gibt der jeweilige Hersteller des Mainboards.

Es passiert beim Betätigen des Schalters nichts

Hier bleibt nur zu überprüfen, ob die Stromversorgung funktioniert, eventuell ist das Stromkabel beschädigt. Außerdem ist zu beachten, dass die meisten Netzteile einen eigenen Schalter haben. Dieser befindet sich bei Computern nah am Stromanschluss. Ist das Netzteil ausgeschaltet, fehlt die gesamte Stromversorgung, der PC wird verständlicherweise nicht auf das Betätigen des normalen Anschalters reagieren.

Liegt der Fehler nun immer noch vor, so ist der PC ohne fachmännische Hilfe meist nicht zu reparieren. Dies betrifft aber wirklich nur den Fall, das nichts passiert, also auch keine LED leuchtet, keine Lüfter zu hören sind oder sonstiges.

Es passiert etwas, aber der Bildschirm bleibt aus

In diesem Fall bleibt nur die Möglichkeit, zu prüfen, ob der Monitor richtig eingestellt und korrekt angeschlossen ist. Eventuell sind auch Kabel oder Anschlüsse defekt. Es bietet sich an, andere Kabel zu testen oder am PC einen anderen Anschluss zu wählen. Allgemein sollten an einem Desktop-Computer die Monitore immer an der Grafikkarte angeschlossen sein, falls diese vorhanden ist. Die passenden Anschlüsse erkennt man daran, dass sie vom Bereich, wo sonstige USB-Anschlüsse etc. liegen, abgetrennt sind. Bei Laptops können auch die Bildschirmhelligkeit zu dunkel oder der Bildschirm deaktiviert sein. Dies kann durch entsprechende Tasten oder Tastenkombinationen rückgängig gemacht werden, welche sich leider abhängig vom Hersteller stark unterscheiden.

Der Bildschirm funktioniert und gibt Fehlermeldungen aus, die noch nicht Teil des Betriebssystems sind

Zunächst stellt sich die Frage, woran man das Betriebssystem erkennt. Sieht die aktuelle Oberfläche deutlich anders aus und ist sie gegebenfalls noch auf einer anderen Sprache verfasst, handelt es sich wahrscheinlich nicht um das Betriebssystem. Ist dies der Fall, so wird nur das sogenannte BIOS geladen. Dieses System verwaltet die Hardware und sollte normalerweise das Betriebssystem starten. Tut es das nicht, dann liegt dies an einem Fehler, der angezeigt werden sollte, oder daran, dass unbekannt ist, über welches Speichermedium gestartet werden soll. Da es hier erneut große Unterschiede bezüglich der Hersteller gibt, hilft es hier allgemein nur, die Fehlermeldungen zu verstehen oder darüber zu recherchieren. Im Zweifelsfall hilft es nur, externen Rat einzuholen.

Windows gibt beim Starten Fehlermeldungen aus

Wird angezeigt, dass das Betriebssystem nicht ordnungsgemäß gestartet werden kann, so werden oft automatische Reperaturoptionen angezeigt. Helfen diese auch nicht weiter, hilft die nachfolgende Anleitung. Zu beachten ist, dass der Fehler durch fehlgeschlagene Updates, aber auch defekte Festplatten hervorgerufen werden kann.

Das Betriebssystem ist veraltet

Dieser Fall trifft zu, wenn beispielsweise eine ältere Windows-Version genutzt wird, für welche keine Sicherheitsupdates mehr veröffentlicht werden. Da 2020 die Unterstützung für Windows 7 endet, empfehle ich, dieses Betriebssystem nicht mehr zu nutzen.

Es befindet sich Schadsoftware auf dem Computer

Weiß man, dass sich Schadsoftware auf dem Computer befindet, sollte man ihn keinesfalls mehr nutzen, bevor man ihn neu aufgesetzt hat. Es bestehen diverse Gefahren wie das Ausspähen persönlicher Daten und die Vernichtung oder Verschlüsslung von wichtigen Dateien. Auch auf das Entfernen durch ein Antivirenprogramm ist keinesfalls Verlass. Es könnte bereits eine sogenannte Backdoor existieren, wodurch sich schnell neue Viren installieren. Außerdem neigt Schadsoftware oft dazu, weitere andere Schadsoftware zu installieren, die dann weiterhin aktiv ist.

Es handelt sich um ein neu erworbenes Gerät

Hier sollte man normalerweise davon ausgehen können, das nichts weiteres zu tun ist. Dem ist leider oft nicht so. Häufig installieren Hersteller von Komplettsystemen verschiedenste Software, welche nicht gebraucht wird, eventuell selber eine Werbemaßnahme ist und potentiell sogar das Gerät unsicher macht. Da am Gerät noch nichts personalisiert wurde, ist es oft nur wenig Arbeit, ein wirklich "sauberes" System aufzusetzen.

Selbstverständlich gibt es noch weitere Situationen, in welchen ein erneutes Aufsetzen nützlich ist. Auch wenn diese hier nicht aufgezählt wurden, hilft die folgende Anleitung trotzdem weiter.

Wann hilft diese Anleitung nun weiter?

Die Anleitung hilft weiter, falls Betriebssystem oder wenigstens das BIOS gestartet werden kann, unabhängig davon, ob das Betriebssystem auch ordnungsgemäß funktioniert. Somit werden hier alle Fälle behandelt, bei welcher das Problem die Software betrifft.

Eine Datensicherung anlegen (1)

Bei den folgenden Schritten werden Daten von allen Speichermedien gelöscht. Darum sollte man damit beginnen, die wichtigen Daten und Dateien zu sichern. Falls bereits eine Sicherung vorliegt, so muss diese natürlich aktuell sein oder auf den neusten Stand gebracht werden. Wichtig ist das Vorgehen im Falle eines Virusbefalls oder falls auch nur der Verdacht besteht. Schließt man nun das Sicherungsmedium an, so hat die Schadsoftware potentiell vollen Zugriff darauf. Darum sollte man das System keinesfalls mehr starten und eventuell angeschlossene Medien entfernen. Aber auch von den Sicherungsmedien geht eine Gefahr aus. Hat man eine Sicherung angelegt, als der Virus bereits vorhanden war (was auch früher der Fall sein kann, als man denkt), so sind die Daten darauf eventuell verseucht.

Falls nun keine Schadsoftware vorliegt und das System startet, können die wichtigen Daten beispielsweise auf einer externen Festplatte gesichert werden. In den sonstigen Fällen ist dies auch möglich, allerdings über ein anderes Betriebssystem.

Ein anderes Betriebssystem zur Datensicherung nutzen

Sollte nun ein Virus vorliegen oder das Sichern der Daten über Windows nicht möglich sein, empfehle ich, die Daten über ein Linux-System zu sichern. Ein solches muss nun aber erst einmal aufgetrieben werden. Zu beachten ist, dass teils Antivirensoftware zusammen mit einer Rettungs- oder Rescue-CD ausgestattet sind. Diese Medien enthalten teils ein funktionstüchtiges Linuxsystem. Das kann man überprüfen, indem man wie mit dem nächsten Schritt gegeben versucht, den Rechner über die CD zu starten. Gelangt man in eine Oberfläche mit Zugriff auf sämtliche Ordner, reicht die CD aus.

Liegt kein Rettungsmedium vor, so bietet es sich an, ein Eigenes zu erstellen. Dazu ist nur etwas Geduld und ein Medium mit hinreichend viel Speicher notwendig (wenige GB sollten reichen), beispielsweise ein USB-Stick. Die folgenden Schritte sollten an einem anderen voll funktionstüchtigen Rechner vollführt werden. Zunächst muss das Betriebssystem Ubuntu von der offiziellen Seite heruntergeladen werden. Eventuell wird man zu einem etwas aufdringlichen Spendeformular geleitet, über oder unter dem man jedoch einen Link zum kostenlosen Fortfahren findet. Nun sollte eine ".iso"-Datei heruntergeladen werden. Um diese zu verwenden, müssen wir ein weiteres Programm herunterladen. Für einen USB-Stick und Windows bietet sich Rufus USB an. Hier findet sich eine offizielle Anleitung zur Erstellung des Bootmediums. Es sind auch Anleitungen für die Installation über beispielsweise OSX verlinkt.

Mit dem nun auf dem USB-Stick installiertem Ubuntu-System können wir auf dem Rechner, welcher neu aufgesetz werden soll, arbeiten, ohne etwas darauf Installieren zu müssen. Dazu muss jedoch gegebenenfalls erst die Boot-Reihenfolge geändert werden, was im folgenden Abschnitt erläutert wird.

Über ein anderes Medium booten

Für die spätere Installation des Betriebssystem und auch für die Datensicherung über ein anderes Medium muss der Computer über einen externen Speicher gestartet werden. Dazu ist zuerst folgende Warnung auszusprechen: Sollte das System von Viren befallen sein und versehentlich regulär starten, während schon beispielsweise Sicherungsmedien angeschlossen sind, so könnten die Daten auf Ihnen durch die Schadsoftware befallen werden. Für diesen Fall ist der reguläre Start also definitiv zu vermeiden. Zur Sicherheit sollte beim Startvorgang das Medium, über das gestartet werden soll (der Ubuntu-Stick oder das Installationsmedium für das zukünftige Betriebssystem), als einziger Datenträger angeschlossen sein. Weitere Datenträger zur Datensicherung etc. sollten erst angeschlossen werden, wenn das System läuft.

Nun machen wir uns am besten erst einmal ohne angeschlossene Datenträger mit dem sogenannten BIOS vertraut. WIr haben zwei Möglichkeiten. Entweder, wir rufen beim Start das Boot-Menü auf, in welchem wir wählen können, worüber der Rechner nun einmalig gestartet werden soll. Oder wir rufen das BIOS auf, um die Boot-Priorität zu manipulieren. Dies bedeutet, dass wir bestimmen, über welche Geräte bevorzugt gestartet werden soll. Zunächst reicht es, das jeweilige Menü zu finden, bestenfalls das Boot-Menü. Wichtig und eventuell schwer ist dies, da Tastenkombinationen benötigt werden, welche leider nicht einheitlich sind. Bei Laptops oder vorgefertigten PCs hilft eventuell eine Anleitung weiter, sonst potentiell die Anleitung des verbauten Mainboards. Übliche Verdächtige lauten:

Für den Boot-Manager: F7, F8, F9, F10, F11, F12 oder ESC

Für das BIOS: F1, F2, Entf

Gedrückt werden muss die jeweilige Taste unmittelbar nach dem Einschalten des Gerätes. Ich empfehle dies einfach schnell und mehrfach hintereinander zu machen, bis sich das gewünschte Menü öffnet oder durch Starten des Betriebssystems oder Fehlermeldungen, weil dieses defekt ist, gezeigt wird, das es sich nicht um die richtige Taste handelte. An dieser Stelle kann man einfach sehr gut die oben genannten Verdächtigen ausprobieren und im Fehlerfall den PC durch langes Drücken des Anschalters wieder ausschalten. Zu beachten ist, dass eventuell durch Doppelbelegungen mittels einer Fn-Taste diese eventuell auch gedrückt werden muss. Es lässt sich schon erkennen, dass hier einige Normen den Herstellern ganz gut tun würden... Und leider wird es jetzt noch etwas komplizierter. Laptops mit Windows 8 oder Windows 10 nutzen teils eine Technik zum schnelleren Starten, welche das bereits Beschriebene verhindert. Jedoch sollten die Funktionen verfügbar sein, wenn das Betriebssystem gestartet werden kann und dann heruntergefahren wird, wenn dabei Shift gedrückt wird. Auch möglich ist, dass ein Resetschalter, der nur mit beispielsweise einer Büroklammer gedrückt werden kann, genutzt werden muss, um das oben genannte Vorgehen zu ermöglichen.

Wenn wir nun früher oder leider eventuell auch später herausgefunden haben, wie man an das benötigte Menü kommt, können wir dieses Wissen nun anwenden. Dazu wird das Startmedium vor dem Start angeschlossen und sollte nun angezeigt werden (Im BIOS eventuell erst in einem Untermenü). Oft ist hier nur eine Steuerung über die Tastatur möglich (Pfeiltasten, ESC, Enter). Im Bootmenü muss einfach das entsprechende Medium gesucht und ausgewählt werden. Wichtig ist, dass es nun bei jedem Start aufs Neue gewählt werden muss. Ist es notwendig, das BIOS zu nutzen, sind leider spezifischere Anleitungen notwendig, welche vom jeweils verwendeten BIOS abhängen. Es ergibt sich nun potentiell das Problem, dass der USB-Stick nicht erkannt wird. Darum empfehle ich, diesen an einen USB-2.0 Anschluss anzubringen, welcher sich wenn möglich auf der Rückseite des Rechners befindet. Weitere mögliche Fehlerquellen sind, dass im BIOS das Starten über USB erst erlaubt werden muss oder schlimmstenfalls bei alten Modellen, dass es nicht möglich ist. Für letzteren Fall hilft nur eine Installation über CD statt Stick.

Eine Datensicherung anlegen (2)

Ein anderes Betriebssystem zur Datensicherung nutzen

Nun muss mit der oben stehenden Anleitung über das entprechende Medium gestartet werden. Wird Ubuntu genutzt, so kann beim Starten des Systems das weitere Vorgehen gewählt werden. An dieser Stelle entscheiden wir uns für die Option, das System testweise zu nutzen, ohne es zu installieren. Nun können wir mit unserem System die Daten auf einem anderen externen Datenträger sichern. Hier ist zu beachten, dass Ordner wie "Dokumente" leer sind, wenn diese vom Ubuntu-System gewählt wurden. Das liegt daran, dass dieser Ordner nicht dem von Windows genutzen entspricht. Hier sollte auch nichts gespeichert werden, alle zu sichernden Daten sollten auf einem Datenträger landen, der nicht dieser ist, über den das System gerade läuft. Die alten Dateien unter Windows findet man nun folgendermaßen: Man öffnet das Programm "Files" (linke Bildschirmseite). Dieses ist mit dem Windows Explorer zu vergleichen. Unter "Other Locations" findet man nun alle Laufwerke. In diesen kann man nun die alten Dateien suchen. Dokumente, Bilder etc. sind für gewöhnlich im Ordner "Users/[Nutzername]/" des Windows-Hauptlaufwerks zu finden unter den englischen Bezeichnungen "Documents", "Pictures" usw.. Durch Verknüpfungen kann man die gleichen Dateien eventuell über veschiedene Pfade finden, was aber nicht zu weiterer Verwirrung führen sollte. Nun kann man alle zu sichernden Daten, wenn man diese gefunden hat, auf einen Wechseldatenträger kopieren (nicht den Datenträger, über den das System gestartet wurde, also nicht über den Ubuntu-Stick!").

Allgemein gilt nun beim Sichern Folgendes: Da die Daten auf der Festplatte später gelöscht werden sollen, sollte sorgsam darauf geachtet werden, keine Daten bei der Sicherung zu vergessen. Wichtige eigene Dateien finden sich im Ordner "users" auf dem Hauptlaufwerk. Zu beachten ist, dass auch wenn man keine Dateien bewusst an anderen Stellen gespeichert hat, eventuell Programme dies automatisch tun. Dazu zählen beispielsweise Lesezeichen im Browser. In diesem Fall hilft es nur, für das spezifische Programm zu recherchieren. Es sollten auch möglichst keine ganzen Verzeichnisse kopiert werden, ohne den Inhalt zu prüfen. Programme selber sollten keinesfalls gesichert werden, wenn sie später einfach neu installiert werden können. Eventuell sichert man auch virenbefallene Daten. Darum sollte man sehr selektiv sein.

Lag nun ein Virenbefall vor, so kann wahrscheinlich sowieso nicht ausgeschlossen werden, dass verseuchte Dateien gesichert werden. Darum nutzen wir nach der Sicherung das Sicherungsmedium nicht mehr, bis der Rechner vollständig neu aufgesetzt wurde. Schlussendlich kann dann vom bereinigten PC aus ein Scan über die gesicherten Dateien laufen gelassen werden.

Die Installation des zukünftigen Betriebssystems

Zunächst möchte ich hier auf Möglichkeiten für alternative Betriebssysteme offenlegen. Wer diese Anleitung liest, will nun wahrscheinlich wieder Windows installieren. In diesem Fall rate ich dringend davon ab, ältere Versionen als Windows 10 zu nutzen. Jedoch weise ich auch nochmal auf die mögliche Verwendung von Linux hin.

Informationen zu Linux

Linuxsysteme werden oft sehr kritisch betrachtet. Sie seien nur für Experten verständlich, viel zu schwierig und der Funktionsumfang sei beschränkt. Jedoch ist ein Linuxsystem schon seit Jahren sehr weit unter Endnutzern verbreitet. Dabei handelt es sich um Android. Für den PC bieten sich auch einige Systeme an, beispielsweise Ubuntu. Dieses System ist sehr nutzerfreundlich und übersichtlich. Wer sich mehr Konfigurationsmöglichkeiten erwünscht und dazu etwas mehr Aufwand in Kauf nimmt, kann sich auch unter zahlreichen weiteren Distributionen von Linux entscheiden.

Was spricht nun für Ubuntu? Das System ist übersichtlicher und einsteigerfreundlicher(!) als Windows. Zudem ist es deutlich sicherer. Neben der Tatsache, dass es vollkommen kostenlos ist, liegt auch eine Vielzahl an kostenlosen Programmen für dieses Betriebssystem vor. Auch der Datenschutz spielt hier eine deutlich wichtigere Rolle.

Was spricht gegen Ubuntu? Durch weniger Entwicklungsressourcen und einen kleineren Nutzerkreis kann es teils doch zu einigen Schwierigkeiten kommen, bei denen ein bisschen Eigenrecherche gefragt ist. Dazu kommt natürlich eine gewisse Umgewöhnung, jedoch weniger, als man zunächst glauben mag. Zuletzt ist sehr kritisch zu betrachten, welche Programme man braucht. Beispielsweise die Office-Produkte von Microsoft laufen auf Ubuntu nicht (stattdessen kann man beispielsweise LibreOffice nutzen). Auch bei vielen spezielleren Anwendungen und Spielen ist Windows notwendig.

Zusammengefasst lohnt es sich, Ubuntu zu verwenden, wenn der Rechner hauptsächlich nur für Textverarbeitung, Internet, Bilder etc. genutzt wird. Jedoch lohnt es sich auch bei sehr vielen spezielleren Anwendungsfällen, in denen es teils deutlich besser als Windows geeignet ist. Wer für die Sicherung ein Ubuntu-System genutzt hat, hat ja nun schon ein Medium, um dem Ganzen eventuell mal einen Versuch zu geben. Wie man an das Installationsmedium kommt und wie man darüber startet, wurde bereits erläutert. Im Unterschied zum vorherigen Vorgehen muss hier anfangs die Installations-Option ausgewählt werden. Die Installation ist weitestgehend selbsterklärend. Zu beachten ist, dass nach abgeschlossener Installation einige Programme noch aktualisiert werden müssen, was in der Regel automatisch passiert. Beispielsweise ist Firefox vor diesen Aktualisierungen fälschlicherweise oft noch in englischer Sprache dargestellt.

Informationen zu Windows 10

Wer bei Windows bleiben will, sollte eine möglichst aktuelle Version von Windows 10 nutzen. Wer zuvor eine andere Version verwendete, muss jedoch beachten, dass es bei alten Hardwarekomponenten potentiell zu Problemen kommen könnte. Auch wenn eine neue Lizenz oft bei Microsoft sehr teuer ist, kann man sogenannte OEM-Lizenzen von Drittanbietern sehr günstig erwerben. Der Verkauf und Erwerb dieser Lizenzen ist vollkommen legal.

Für Windows 10 sollte bestenfalls keine eventuell noch vorhandene CD zur Installation verwendet werden. Besser ist es, eine aktuelle Version herunterzuladen. Dies kann man hier tun. Auf dieser Seite sollte von einem anderen PC mit Windows das entsprechende Tool heruntergeladen und gestartet werden. Das heruntergeladene Programm sollte in etwa "MediaCreationTool" heißen. Mit diesem kann man nun auf einem leeren USB-Stick Windows aufspielen. Wichtig ist, dass die entsprechende Option in der Menüführung ausgewählt wird. Wird stattdessen der Haken für die Option gesetzt, lokal Windows zu installieren, überschreibt man damit den gerade genutzten und funktionsfähigen Rechner.

Wurde das Betriebssystem erfolgreich auf den Datenträger überspielt, kann nun der Zielcomputer darüber gestartet werden. Dies geschieht analog zum oben beschriebenen Vorgehen. Dabei sollten keine anderen Datenträger wie beispielsweise das Sicherungsmedium angeschlossen sein. Nach einigem "Durchklicken" sollte zwischen "Jetzt installieren" und "Computerreperaturoptionen" gewählt werden müssen. Wir wählen die Installationsoption. Daraufhin kann wahrscheinlich zwischen einem Upgrade und einer benutzerdefinierten Installation entschieden werden. Ich empfehle ausdrücklich die benutzerdefinierte Variante. Vor allem bei bevorigem Virenbefall darf Option eins nicht gewählt werden! Bei der benutzerdefinierten Installation wird dann ein Menü gezeigt, bei denen die Partitionen verwaltet werden. Es bietet sich an, sämtliche Partitionen zu löschen. Formatieren ist in der Regel nicht notwendig und vor allem bei SSD-Laufwerken zu vermeiden. Zu beachten ist, dass es nach dem Löschen kein zurück mehr gibt, alle wichtigen Daten sollten also definitiv woanders gespeichert sein. Wenn nun nur noch unzugewiesener Speicher existiert, muss dieser neu zugewiesen werden. Dies macht man beim Hauptdatenträger, indem man ihn markiert und dann "Neu" anklickt. Dabei wählt man die maximale Größe für die Partition. Es werden beim Vorgang automatisch einige kleine Partitionen angelegt, welche nicht weiter zu beachten sind. Nun sollte die Hauptpartition markiert werden und es kann mit der Installation fortgefahren werden. Zwei Randfälle sind jedoch zu beachten: Wenn Sie die Nutzung mehrerer Paritionen bevorzugen, sollten Sie diese entsprechend anlegen. Wenn Sie sich mit dem Bereich nicht weiter auskennen, rate ich davon aber ab. Zweitens kann es sein, dass mehrere Datenträger mit unzugewiesenem Speicher vorliegen. Dies ist der Fall, wenn mehrere HDDs/SSDs verbaut sind. In diesem Fall sollte das oben Beschriebene mit dem Hauptlaufwerk vollführt werden, vorzugsweise mit einer SSD beziehungsweise dem schnellsten Laufwerk. Die anderen Laufwerke können uns vorerst egal sein, sie können auch später in Windows partitioniert oder formatiert werden. Wenn vorher noch kein Windows installiert war oder auch teils in anderen Fällen kann es bei der Installation vorkommen, dass der Lizenzschlüssel abgefragt wird. Hat man die Lizenz nicht selbst gekauft, so findet man diesen häufig auf einem Aufkleber am Rechnergehäuse. Notfalls kann er aber auch zu einem späteren Zeitpunkt eingegeben werden.

Während der Installation wird der Computer neugestartet. Wenn hier dauerhaft die Bootreihenfolge verstellt wurde, muss diese nun wieder geändert werden. Sonst kann die Installation nicht abgeschlossen werden, da nach dem Neustart wieder über den USB-Stick gestartet wird und damit die Neuinstallation von vorne beginnt.

Sinnvolles Einrichten von Windows

Hinweis: Ubuntu wird nun nicht mehr behandelt, weil es nach einigen Updates vollkommen betriebsbereit sein sollte.

Nun schlage ich noch einen ungefähren Ablauf der Einrichtung vor, bei welchem die wichtigsten Voraussetzungen für einen sicheren und angenehmen Betrieb gewährleistet werden.

  1. Ändern der Datenschutzeinstellungen: Auch wenn bei den Abfragen bei der Installation schon viele Einstellungen festgelegt wurden, lohnt es sich, in der Suchleiste die Datenschutzeinstellungen zu suchen und in diesen weitere Anpassung in den zahlreichen verschiedenen Tabs vorzunehmen.
  2. Installation der Treiber: Windows 10 installiert viele Treiber automatisch. Trotzdem sollte geprüft werden, ob es einige spezielle Treiber gibt, auf welche der Hersteller des Systems verweist. Meistens handelt es sich um Treiber für Komponenten auf dem Mainboard und für die Grafikkarte. Weiß man an dieser Stelle, um welche Modelle es sich jeweils handelt, sollten die Treiber von den Websites der jeweiligen Hardwarehersteller bezogen werden. Es sollten nach Möglichkeit keine Treiber von mitgelieferten CDs etc. installiert werden, weil diese oft sehr veraltet sind.
  3. Nun sollte zur Sicherheit ein Antivirusprogramm installiert werden. Dafür gibt es die verschiedensten Möglichkeiten unterschiedlicher Qualitäten, sowohl kostenpflichtig als auch kostenlos. Hier möchte ich keine bestimmten Empfehlungen treffen, es empfiehlt sich aber, einige Vergleiche zu betrachten. Den vorinstallieren Schutz von Windows 10 halte ich aktuell nicht für ausreichend. Auch wenn viele Personen gerne betonen, dass ein Antivirenprogramm von ausreichender Erfahrung am Computer ersetzt werden kann, sollte dieser Schritt sehr ernst genommen werden. Ich halte es selber für ausgesprochen naiv und risikobehaftet, auf kein Antivirenprogramm zurückzugreifen.
  4. Nun helfen wir, dem Internet Explorer beziehungsweise Microsoft Edge sein eigenes Grab zu schaufeln. Es sollte nämlich ein anderer Browser installiert werden. Hier bieten sich vor allem Mozilla Firefox oder Google Chrome an. Selbst das neuere Edge sehe ich nicht als würdige Alternative an. Im Browser sollten auch sofort die Einstellungen angepasst werden, beispielsweise bezüglich des Datenschutzes.
  5. Einbinden der alten Dateien: Jetzt kann auch der Sicherungsdatenträger angeschlossen werden. Dabei sollten sofort sämtliche sich darauf befindene Dateien mit einem Antivirenscanner überprüft werden. Die erneute Infektion allein durch das Anschließen ist relativ unwahrscheinlich, aber auch, wenn nichts gefunden wird, sind die gesicherten Daten natürlich mit einem Restrisiko behaftet. Wenn der Scanner nichts findet und es sich um "primitive" Dateien (also Text, Bilder, Videos, ... aber keine Programme) handelt, ist das Risiko sehr gering.
  6. Neuinstallation der wichtigen Programme: Jetzt können auch alle benötigten Programme installiert werden. Dabei sollte man achtsam bleiben, damit bei der Installation nicht direkt wieder Unerwünschtes installiert wird.
  7. Im Falle einer vorangegangenen Virusinfektion ist es spätestens jetzt an der Zeit, vorheriges Verhalten zu reflektieren und zu erkennen, wie man sich nun sicherer verhält. Leider fängt man sich deutlich schneller einen Virus ein, als man denkt. Auch mir als Informatiker passiert das. Es geht also nicht darum, sein eigenes Können zu hinterfragen sondern vielehr darum, in Zukunft einfach nicht mehr den gleichen Fehler zu begehen. Leider ist auch an dieser Stelle oft nicht genau zu ermitteln, wo nun der Fehler lag.